Wochenrückblick KW 37
Diese Woche zwei verrückte Dinge: Automatisierung ohne KI und eine vermeintlich harmlose Aussage lässt tief blicken.

Es ist ein spätherbstlicher Abend in Hamburg. Ich sitze im 5. Stock des Hauses des Sports – dem Olympiasaal. Die neun Teilnehmer:innen meiner Vereinsmanagerfortbildung warten auf den Start des Vortrags „Diversität im Sport“. In der Gruppe hat sich über die letzten zehn Veranstaltungen eine gewisse Vertrautheit aufgebaut. Wir haben einander schätzen gelernt. Gemeinsamkeiten wurden aufgedeckt, genauso Unterschiede, Sichtweisen und Erfahrungen im Vereins- und Privatleben.
Diese harmonische Eintracht hat uns alle bereichert. Die Diskussionen zu Themen wie Vereinsentwicklung oder Veranstaltungsmanagement sind zum einen ein Quell an neuen Impulsen, zum anderen ein wahrer Schatz an geteilten Erfahrungen geworden. Deswegen war meine Sorge, dass heute eine Pflichtveranstaltung ist, die schnell abgespult wird. Das war auch so, bis wir über den Satz „Du bist doch blind“ sprechen.
App Deployment Chain
Bereits im März dieses Jahres habe ich an der Pipeline für eine App gearbeitet. Mit dem anstehenden Produktiv-Release ging es darum, diesen Flow um einen wichtigen Schritt zu erweitern: Neben dem Staging-Build, für die manuellen Abnahmetests des Kunden, galt es, einen Produktiv-Build zu erzeugen.
Das Ziel ist bei jedem Deployment auf den Main-Branch, einen Staging-Build mit EAS zu erzeugen, den der Kunde sich auf den Testgeräten anschauen kann. Je nach Verfügbarkeit des Kunden wird eine Reihe von Featuren in einer gebündelten Abnahme geprüft. Dies entspricht nicht dem erhofften Flow, in dem kleine Inkremente live gehen, nur ist das die Realität. Der Kunde hat nicht die Kapazität.
Entsprechend dieser Restriktion werden wir nur bestimmte Releases als Produktiv-Build veröffentlichen. Damit sparen wir wertvolle Build-Minuten, müssen allerdings den Build manuell anstoßen. Die Lösung dafür ist eine manuelle Pipeline, die in GitHub per Button-Klick angestoßen wird. Das Ergebnis (das IPA‑Artefakt) wird über das Mobile-Device-Management auf die Zielgeräte ausgerollt.
Diese arbeitserleichternden Pipelines wirken zu Zeiten von KI primitiv, sind jedoch im Entwickleralltag bedeutungsvoll. Der notwendige Schritt, den Code zu sichern, stößt sämtliche Automatisierung an: Qualitätskontrollen durch Unit-Tests, Versionsnummervergabe durch SemVer, Paketierung durch die Tool-Pipeline und einfaches Fehlerfeedback durch Versionsanzeige in der App. Ich mache mir für den Ablauf keine Gedanken – es passiert einfach.
Zu viel dröge Arbeit auf dem Tisch?
Lass uns dir Zeit für die wichtigen Dinge schaffen und die monotonen, repetitiven Aufgaben automatisieren!
Das packen wir zusammen anDie Macht der Sprache
Unsere Aufgabe ist es, zu erklären, was an der Formulierung „Du bist doch blind“ diskriminierend ist. Zusätzlich haben wir Annahmen getroffen, was eigentlich gemeint sei und wie es besser – also nicht diskriminierend – ausgedrückt werden kann.
So offensichtlich es in dem Kontext einer solchen Fortbildung wirkt und mir in dem Moment glasklar ist, muss ich festhalten: Diese Formulierung habe ich in der Vergangenheit häufig genutzt. Meist im sportlichen Kontext, wenn ein Pass nicht ankommt, oder beim Schneeballwerfen im Garten. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mir bewusst gemacht, dass ich damit keine inklusive Sprache nutze. Obwohl ich darauf genau achte.
Diese rein persönliche Erkenntnis hätte den Abend allein nicht interessant gemacht. Das passierte durch den entrüsteten und vollkommen genervt vorgetragenen Kommentar: „Heutzutage darf man aber auch gar nichts mehr sagen“. Das bezog sich nicht allein auf die Formulierung „blind“. Wir sind noch tiefer in die Art der Formulierung eingestiegen.
Trotz unserer Vorbildung aus dem Modul Kommunikation gab es kein Verständnis für die Unterscheidung von Kritik am Verhalten (z. B. „Du kommst zu spät“) und am Sein (z. B. „Du bist zu spät“). Und das Letztere niemandem zusteht – egal, ob inklusiv oder diskriminierend formuliert. So kann ich am Ende für mich festhalten: Sprache prägt, Sprache schafft Wahrheit und Veränderungen sind schwer. Insbesondere, wenn es damit einhergeht, zu erkennen, dass ich selbst Fehler gemacht habe.