Vereinsmanagerfortbildung Teil 5

Im fünften Teil der Fortbildung geht es um die Gemeinnützigkeit – welcher Nutzen und welche Verpflichtungen damit verbunden sind. Und wie schnell sie aberkannt ist, wenn bei Steuern und Finanzen nicht korrekt gearbeitet wird.

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Unsere Dozentin Karin Schluze Kersting hat mit trockenem Humor und klaren Worten verdeutlicht, wie wichtig die Themen Finanzen und Steuern im Kontext Verein sind. Was mir nicht bewusst war, ist die Tatsache, dass Gemeinnützigkeit einzig allein ein steuerlicher Stempel ist. Und das heißt unterm Strich: Es gibt für die Vereinsarbeit Vorteile, die andere Gesellschaftsformen nicht erhalten. Erfüllen wir die Verpflichtungen und Vorgaben des Finanzamts nicht, ist der Vorteil – also die Gemeinnützigkeit – weg und damit meist auch der Verein.

Gemeinnützigkeit und deren Aberkennung

Bei der Beurteilung der Besteuerung werden die Geldflüsse im Verein in sogenannte Sphären unterteilt. Es gibt vier an der Zahl: Dies sind der ideelle Bereich, der Zweckbetrieb, die Vermögensverwaltung und der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb. Bei der Verwaltung der Finanzen ist es wichtig, die Geldflüsse korrekt den Sphären zuordnen, und das ist gar nicht so leicht. Dieses Thema wird nicht von jedem Steuerberater verstanden, weil es nicht zu deren Standardausbildung gehört – darauf gilt es bei der Dienstleisterauswahl zu achten! Der Vereinsservice Münsterland ist eine gute erste Anlaufstelle.

Ich finde es erschreckend, wie schnell die Gemeinnützigkeit aberkannt wird. Kleine Fehler im Bereich Finanzen haben enorme Auswirkungen: Im Zweifel erfolgt die Aberkennung rückwirkend und bedeutet die Nachzahlung der Steuern für vergangene Jahre. Dies in Kombination mit Zinsen führt zu großen Beträgen, die in der Regel zur Insolvenz des Vereins führen.

Um dies zu verdeutlichen, habe ich ein paar Beispiele aus der Schulung mitgebracht:

  • Keine Rückzahlung von Beiträgen, wenn Mitglieder verletzt oder krank sind und austreten. Die Beiträge sind an keine Dienstleistung gebunden und die Rückzahlung nicht dem Vereinszweck entsprechend. So etwas führt zur Aberkennung.
  • Wenn der Verein persönliche Strafzahlungen, wie Nichtteilnahme an einem Wettbewerb, übernimmt, ist dies ebenfalls nicht gemäß dem Vereinzweck und führt zur Aberkennung.

Der Kern unserer Verpflichtung obliegt dem Einsatz der Mittel nach dem Satzungszweck. Keine neuen Erkenntnisse, da die Satzung unsere Verfassung ist – siehe Inhalte der Fortbildung Teil 4.

Ehrenamt und Übungsleiter

Eine wichtige Rolle im Vereinsleben spielt das Ehrenamt. Ohne dieses Engagement wäre unsere reichhaltige Vereinskultur nicht möglich. Um z. B. ehrenamtlichen Trainern etwas Geld zahlen zu können, gibt es die Übungsleiterpauschale. Hier greift nicht einmal der Mindestlohn, weil die Leistung aus Verbundenheit zum Verein erbracht wird.

Ein gesellschaftlicher Ansatz, den ich befürworte, ist die Idee, Rentenpunkte durch Ehrenamtsarbeit zu sammeln. Der Dienst an der Gesellschaft wird damit belohnt. Dies ist meiner Meinung nach vergleichbar mit der Pflege von Angehörigen, für die es bereits Rentenpunkte gibt.

Mit Wissen glänzen

Ich habe in dem Kurs gelernt, dass die Spendenquittung Zuwendungsbeleg heißt. Es ist ein weiterer Vorteil der Gemeinnützigkeit – nur solche Vereine dürfen diese Belege ausstellen. Hierbei ist es wichtig, dass tatsächlich Vermögensabfluss stattfindet. Die Spende ist nur in der Höhe anzusetzen, wie das Vermögen abfließt – d. h., wenn ein Unternehmen einen Gegenstand spendet, ist der Beleg über den Einkaufspreis auszustellen. Den wollen die Unternehmen in der Regel nicht verraten. Um dem zu entgehen, erfolgt eine Rechnungsstellung mit dem Verzicht zugunsten eines Zuwendungsbelegs und die Misere ist abgewandt.

Unbewusste Inkompetenz – der Fluch von Vereinen

Die Kompetenzstufenentwicklung spricht von bewusster und unbewusster Kompetenz und Inkompetenz. Unbewusste Inkompetenz beschreibt eine Situation, in der eine Person eine bestimmte Fähigkeit oder Kenntnis nicht besitzt, sich dessen aber nicht bewusst ist. Das sind die berühmten „Haben wir schon immer so gemacht und hat mehr oder weniger funktioniert“-Aussagen. Meiner Meinung nach ist dies, verpackt in Traditionsbewusstsein, eine der schlimmsten Plagen im Verein. Insbesondere wenn dieses Handeln die Gefahr der Aberkennung der Gemeinnützigkeit birgt.

Es gibt viel zu beachten!

Wie begenest du Menschen, mit solchen Tendenzen? Ansprechen und missionieren, im Hintergrund korrigieren oder laufen lassen?

Lass uns Erfahrungen austauschen und unsere Vereine voranbringen!
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