Brettspielbewertung: Sword & Sorcery

Ein wundervoll gemachtes Brettspiel enormen Ausmaßes, an dessen Anleitung ich gescheitert bin. Hier mein erster Eindruck.

4 Minuten
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Erster Eindruck

Bei diesem Spiel ist die Verpackung groß. Im Gegensatz zum Spiel aus meiner letzten Review (5-Minuten-Dungeon) braucht es zwingend den großen Karton: Das Spiel liefert unglaublich viel Material mit. Bevor wir mit dem Spiel beginnen konnten, mussten wir 30 Minuten Spielmaterial vorbereiten. Dafür galt es, die liebevoll gestalteten Karten, Badges, Token, Marker usw. aus den Pappvorlagen herauszudrücken. Natürlich mit ganz viel Vorsicht, damit alles heil bleibt. Dank der guten Verarbeitung lief das ohne Schwierigkeiten.

Nachdem das geschafft ist, haben wir uns an die Anleitung gemacht. Selbst mit Überfliegen waren wir eine weitere halbe Stunde beschäftigt. Immerhin sind wir Rollenspielveteranen und dachten uns: So kompliziert kann das Regelwerk nicht sein. Das war ein Trugschluss und keine gute Idee, die Regeln nur zu überfliegen. Dazu später mehr.

Das Spielmaterial vorbereitet, die Regeln vermeintlich verstanden, ging es an das erste Abenteuer. Sozusagen das Tutorial. Zum Glück haben wir uns dafür etwas Zeit genommen. Denn die erste Runde hatte enorme Herausforderungen in petto.

Der Tisch aufgebaut fürs Turtorial

Das Tutorial

Der Aufbau des ersten Levels kommt einem Tausend-Teile-Puzzle gleich – also absolut machbar 🤪. Als alles stand, ging es mit dem ersten Zug los … Damit fingen unsere Probleme an. Wir haben die Zugreihenfolge der Monster überhaupt nicht verstanden. Wann welche Gruppe wieso aktiviert oder nicht aktiviert wurde. Denn es sind nicht immer alle Monster zwingend dran. Genauso war uns nicht klar, welche Ausrüstungsgegenstände wir besitzen oder erwerben können. Oder wann welche Ereignisse erfolgen und Karten gezogen werden. Die vielen Symbole auf den Würfeln sehen toll aus, nur bedeuten diese beim Kampf viel Nachschlagen, bis wir uns merken konnten, was da passiert.

Genau an dieser Stelle hat sich das Überfliegen gerächt. Wir waren die ersten Stunden nur damit beschäftigt, wegen jeder kleinen Frage in die Regeln zu schauen. Meistens haben wir keine Antwort gefunden und frustriert immer wieder Teile der Anleitung gelesen, um uns schlussendlich selbst zu überlegen, wie die Situation mit der bisherigen Regelkunde am besten zu vereinbaren ist. Einige Züge später, als wir wegen einer anderen Frage durch die Regeln geblättert haben, sind wir auf Antworten für die Fragen zuvor gestoßen.

Dank der Hartnäckigkeit meines Sohnes haben wir nicht abgebrochen. Wir haben das Potenzial des Spiels gespürt und wollten an den Punkt kommen, an dem der Spielfluss einsetzt und das Ganze Spaß macht. Kurz vor Ende haben wir es fast geschafft. Es lief, und wir waren dabei, das Tutorial zu bewältigen oder vielleicht sogar zu versagen. Spannung kam auf und die Würfel sollten entscheiden, wie es für uns und unsere Helden läuft. Doch dann passierte es wieder. Das war für mich der finale Endgegner. Die Frage, die mir den letzten Rest gegeben hat: Ich musste bei meinem neuen Bogen verstehen, was und wie kritische Treffer funktionieren. Wieder blättern, erneut suchen und wieder rätseln, ob wir gewinnen oder verlieren. Ich habe mich für Gewinnen entschieden und das Spiel für den Tag eingeräumt.

Das Fazit

Am Ende war uns klar, wie das Spiel von Anfang an hätte laufen können. Mein Sohn und ich waren uns schnell einig, dass die Anleitung eine Katastrophe und für uns ungeeignet strukturiert ist. Ein Schlagwortverzeichnis oder ein einfacheres Tutorial wären gut gewesen. Seit dem ersten Versuch haben wir das Spiel nicht wieder aus dem Schrank geholt. Jetzt, während ich die Zeilen schreibe, bereue ich es, nicht gleich wieder probiert zu haben. Denn kurz nach dem ersten Rodeo waren die Regelfragen grundsätzlich geklärt. Nach längerer Zeit wächst bei mir die Sorge, dass es wieder in so einem Fiasko endet. Weswegen ich ungern Freunde zu einem Brettspielabend mit „Sword & Sorcery“ einladen möchte.

Vermutlich tue ich den Herstellern unrecht und es liegt an meiner mangelnden Erfahrung mit solch komplexen Brettspielen. Trotzdem bleibt der fade Beigeschmack, dass uns wegen des Einstiegsfrusts eine wundervolle Erfahrung verwährt blieb. Die Figuren und das Material sind wundervoll. Sie kommen zumindest bei meinen Dungeons-&-Dragons-Sessions zum Einsatz.

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