Newsletter #010 - Overthinking – Die Neigung zu lange Nachzudenken

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Der sechste Teil von "Wissen in Bildern" handelt von Overthinking. Ich werde den Anglizismus im weiteren Verlauf verwenden, weil ich jegliche Übersetzungen wie "zu viel nachdenken", "übermäßiges Grübeln" oder "Überdenken" zu sperrig finde. Die Varianten "Kopfzerbrechen" und "Gedankenkarussell" treffen aus meiner Sicht nicht den Kern der Sache. Dieser Herausforderung stelle ich mich immer wieder, sobald ich neue Projekte anpacke: Ich tendiere dazu, vorab möglichst viele Lösungsoptionen zu prüfen, um rückblickend den optimalen Weg gewählt zu haben. Ich möchte mir auf die Schulter klopfen und sagen: "Das hast du perfekt gelöst." Mit diesem Ansatz habe ich zwangsläufig den langsamsten Weg gewählt. In diesem Artikel berichte ich von japanischen Techniken gegen Overthinking, die auf traditionellen Konzepten und Methoden beruhen und innere Ruhe, Achtsamkeit und Akzeptanz fördern. Mir helfen sie täglich aufs Neue.

Wann wird aus Nachdenken Overthinking?

Overthinking ist die Tendenz, zu viel oder zu lange über etwas nachzudenken, oft in Form eines endlosen Grübelns, ohne eine Lösung zu finden. Es zeigt sich häufig durch das ständige Wiederholen von Gedanken in einer inneren Schleife, in der Entscheidungen, vergangene Erlebnisse oder soziale Situationen immer wieder analysiert und hinterfragt werden. Sobald dies zu Überforderung, Entscheidungsunfähigkeit, Stress, Angst, Müdigkeit oder Schlafproblemen führt, ist die Grenze überschritten. Ein typischer Gedankengang ist „Was wäre, wenn…?“ oder das ständige Hinterfragen und Zweifeln an eigenen Entscheidungen.

Overthinking steht im Gegensatz zum konstruktiven Problemlösen, da es keine klaren Lösungen liefert, sondern in destruktiven Gedankenspiralen gefangen hält.

Japanische Techniken zur inneren Stärkung

Die folgenden Techniken stärken Achtsamkeit, inneren Frieden sowie eine gelassenere Haltung gegenüber schwierigen Gedanken und Situationen. Meiner Meinung nach sind sie für mich ein passendes Werkzeug beim Streben nach einem glücklichen Leben. Genauso bilden sie die Basis guter Führungskräfte – um als Vorbild Raum für die Mitarbeitenden zu schaffen.

Ikigai

„Ikigai“ ist ein japanisches Konzept, das den Sinn des Lebens beziehungsweise das, wofür es sich zu leben lohnt, beschreibt. Es setzt sich aus 生き (iki: Leben) und 甲斐 (gai: Wert, Nutzen) zusammen. Es steht für das Gefühl, einen Lebenssinn zu haben oder einen Grund, morgens aufzustehen. Das Konzept umfasst vier zentrale Bereiche:

  • das, was man liebt,
  • das, was man gut kann,
  • das, wofür man bezahlt werden kann,
  • das, was die Welt braucht.

Die Schnittmenge dieser Bereiche bezeichnet den individuellen Lebenssinn – den Ikigai. Wer sein persönliches Ikigai findet und lebt, erfährt laut Forschung und japanischer Lebensweise mehr Zufriedenheit, Glück und oft auch eine längere Lebensdauer.

Quelle und Übersetzung Simone Ines

Zusammenhang Overthinking???

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Wir wissen jetzt, dass sich Produktivität und Glücklichsein nicht ausschließen. Sie fußen beide auf demselben Fundament: unsere selbstdefinierte Bedeutung. Auf unserem Weg stellen wir uns viele und kritische Fragen, beschäftigen uns mit den Antworten und beginnen von vorne.

Ich tendiere dazu, zu viel nachzudenken, was im Englischen mit dem Wort "Overthinking" passend umschrieben wird. In dem Begriff ist ein Aspekt enthalten, den ich hervorheben will: Bei diesem Phänomen besteht die Gefahr, dass wir uns mit einer Flut negativer Gedanken plagen. Bevor dies obsessiv wird, gilt es gegenzusteuern. Dazu gibt es in Japan acht Techniken, denen wir im nächsten Newsletter Mitte Juni widmen.

Vielen Dank, dass du meinen Newsletter liest.

All the best – Mark

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