Review "Rework"

Das Abfallprodukt aus dem Arbeitsalltag zweier Autoren, gegossen in ein Buch. Ich habe es gelesen und kann es nur unter einer Bedingung empfehlen: Habt beim Lesen Stift, Zettel und die Muße zum Hinterfragen dabei.

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Über die Autoren

Jason Fried und David Heinemeier Hansson sind die Gründer der Softwarefirma 37signals, die heute unter dem Namen Basecamp bekannt ist. Fried verantwortet seit vielen Jahren die Produktstrategie und die Kommunikation von Basecamp und gilt als Verfechter radikal pragmatischer Arbeitsweisen. Hansson ist der Schöpfer des Webframeworks Ruby on Rails und bringt die technische Perspektive auf schlanke, fokussierte Produktentwicklung ein.

In „Rework – Change the way you work forever“ destillieren beide ihre unternehmerische Praxis zu kurzen, pointierten Thesen, die klassische Managementdogmen infrage stellen, und zeigen, wie kleine, selbstbestimmte Teams wirksam arbeiten können.

Worum es in dem Buch geht?

Das Buch verzichtet auf lange Theorie und setzt stattdessen auf pragmatische, konkrete Ansätze, die die Autoren aus ihrer eigenen Erfahrung mit Basecamp ableiten. Dabei wird jeder Ansatz in einem schlagfertigen Satz als Kapitelüberschrift eingeleitet. Meist provokant formuliert, stets mit einem klaren Ziel: Arbeit einfacher, effektiver und erfüllender zu machen – ein klares Plädoyer gegen hinderlichen Ballast im Arbeitsalltag.

Was ist daran toll?

Neben der erfrischenden Klarheit und der Praxisnähe liefert das Buch teilweise handfeste, leicht umsetzbare Impulse, die ich direkt im Arbeitsalltag umsetzen kann. Der Schwerpunkt liegt allerdings darin, Gewohnheiten zu hinterfragen, und eröffnet als solchen einen Ansatz für bessere Produktivität und Zusammenarbeit.

Ein offensichtlich, wie grandioser Ansatz bei neuen Produktideen ist der Start im Epizentrum (Seite 72). Es gilt, solange Features zu entfernen und dabei zu prüfen, ob der Kern des Produkts und die Problemlösung erhalten bleiben. Das, was übrig bleibt, ist in höchster Qualität umzusetzen – der Rest kann später ergänzt werden.

Was nervt daran?

So inspirierend die Ideen auch wirkten, hat mich das Buch nicht gefesselt und in seinen Bann gezogen. Es erinnerte mich vielmehr an eine Klolektüre. Spannend für ein paar Minuten und zum gelegentlichen Aufgreifen geeignet.

Ein anderer Aspekt ist das widersprüchliche Betrachten darüber, ob und wie aus Fehlern zu lernen ist. Einerseits sind die Autoren der Meinung, aus Fehlern zu lernen sei überbewertet (Seite 16), und andererseits gilt es, Entscheidungen zu treffen, Konsequenzen zu tragen und daraus lernend neue Entscheidungen zu treffen (Seite 77). So etwas stößt mir unangenehm auf.

Das beste Zitat

Mir hat der folgende Text auf Seite 44 besonders gefallen:

When you don't know what you believe, everything becomes an argument.

Ich habe schon oft gelesen, wie wichtig das Warum ist. Dass das Wie uns Was darauf aufbauen soll (frei nach Simon Sinek). Gleichzeitig unterstreicht das Zitat den Sinn nochmals auf eine andere Art und Weise: Fokus und damit die Reduktion von Ablenkungen werden betont.

Was habe ich gelernt?

Ich habe nichts Konkretes gelernt. Es ist vielmehr ein Sammelsurium von Binsenweisheiten, angehaucht mit Praxisbezug aus einer Vielzahl von Themenbereichen. Der Nutzen ergibt sich für mich aus den Notizen, die ich mir beim Lesen gemacht habe. Das daraus resultierende Nachschlagewerk an Denkanstößen ist für mich ein großer Schatz. Ob und wie sich dieser Schatz entfaltet, muss die Zeit zeigen.

Warum sollten Gründer:innen und Entwickler:innen das Buch lesen?

Viele der provokanten Thesen lassen sich nahezu sofort in kleinen Unternehmen und im Arbeitsalltag unterbringen. Im Rahmen selbst verfasster Notizen ergibt sich für zukünftige Situationen ein eigenes Kompendium an Tipps und Tricks zur Vermeidung klassischer Bias.

Damit öffnen sich Wege, um Arbeit effizienter und sinnvoller zu gestalten. Es ist ideal, um sich von starren Managementregeln und überkomplizierten Prozessen zu lösen und stattdessen auf einfache, flexible Lösungen zu setzen.

Mir hat es geholfen, vielfältige Themen und Arbeitsweisen erneut zu reflektieren und mich so an die Anforderungen einer modernen, digitalen Arbeitswelt weiter anzupassen. Bücher, die bei mir Impulse auslösen, sind es stets wert, gelesen zu werden.

Ist ein solches Buch es wirklich wert, zu lesen?

Ich glaube, den wahren Wert entfaltet das Buch nicht über seinen Inhalt, sondern über die Gedanken, die es anstößt.

Lass uns über die provokanten Thesen sprechen
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