Review "Make Time"
Das Buch "Make Time" ist die perfekte Lektüre für den Urlaub. Locker geschrieben und ansprechend gestaltet, gibt es einen Leitfaden mit praktischen Tipps, um den Alltag umzukrempeln. Ich habe vieles angewandt und bin überzeugt, dass das Buch für jeden mit Zeitmangel lohnenswert ist!

Über die Autoren
Jake Knapp ist ein amerikanischer Designer, UX-Experte und Unternehmer. Er hat seine Karriere im Bereich der Designbegleitung begonnen. Später wurde er zum Senior-Direktor von Google und hat dort dafür gesorgt, dass Gmail so attraktiv wie möglich wird, um Nutzer immer wieder auf die Webseite zu lockern. Knapp glaubt, dass unsere Zeit so knapp ist wie der Boden unter unseren Füßen. Er argumentiert, dass wir uns ständig mit dem Gefühl konfrontieren müssen, nicht genug Zeit zu haben und immer noch alles zu tun, was man will.
John Zeratskey ist ein berühmter amerikanischer Designer, Autor und Innovationsexperte. Er arbeitet bei Google als Senior Designer und entwickelt Benutzeroberflächen und Produkte für die Firma. Dort lernte er Jake kennen und sie entwickelten das Joint Venture mit dem Konzept für "Design Sprints".
Beide Autoren haben den Anspruch, ihre Zeit gezielt zu nutzen und ihre Tage bewusst zu gestalten. Aus der gemeinsamen Leidenschaft ist das Buch "Make Time" entstanden.
Worum es in dem Buch geht?
Make Time ist ein Leitfaden für Produktivität und weniger Stress – zumindest kann der Buchtitel frei so übersetzt werden. Die genaue Übersetzung lautet: Wie man sich auf das Wichtigste konzentriert. Die beiden Formulierungen umschreiben den Schwerpunkt des Buchs bereits treffend.
Jake und John verweilen nicht in theoretischen Ideen und Konzepten. Die beiden liefern einen Leitfaden mit konkreten Tipps und Empfehlungen. Sie verpacken ihren Ansatz in ein Framework, dessen Kern der Höhepunkt (bzw. Highlight) des Tages ist. Alles dreht sich darum, dafür Zeit zu schaffen, den eigenen Energielevel hochzuhalten und den notwendigen Fokus zu erlangen.
Die Autoren möchten ihre Vielzahl an Tipps und Gedanken nicht blind angewandt sehen. Das Thema Reflexion, Lernen aus Fehlschlägen und auch mal fünf gerade sein zu lassen, rundet das Buch ab. Die Unterschiedlichkeit der Autoren wird in dem Buch direkt diskutiert, sodass die Lesenden entscheiden, welche Variante besser zusagt – z. B. ist einer Morgen- und der andere Abendmensch. Die Art, den Tag zu strukturieren, fällt deutlich anders aus und beides steht dem Lesenden zur Verfügung.
Was ist daran toll?
Mich haben Jake und John ab den ersten Seiten erreicht. In der Einführung halten die beiden dem Lesenden mit ihren Erfahrungen einen Spiegel vor und zeigen auf, was es bedeutet, stets den Standardeinstellungen der uns umgebenden Technik und Erwartungen zu entsprechen und zu gehorchen.
Die in meinen Augen radikalen Ansätze, um sich mehr Zeit zu schaffen, habe ich probiert und umwerfende Erfahrungen gemacht. Besonders hervorheben möchte ich drei Aspekte, die mich weiter gebracht haben:
- Die Kündigung der Streaming-Abonnements, um aus dem abendlichen Standardprogramm "Serie schauen" auszubrechen. Stattdessen mache ich Yoga, lese oder gehe früher schlafen, womit ich am Folgetag deutlich mehr Energie habe. Und ich nasche dadurch weniger ✌️.
- Das ablenkungsfreie Handy hat mein Nutzungsverhalten dramatisch verändert. Die Nutzungszeit ist auf wenige Minuten pro Tag gesunken. Der Reflex beim kleinsten Anzeichen von Langeweile, das Handy in die Hand zu nehmen, wird weniger (z. B. kein Doom-Scrolling mehr auf der Toilette 🙈).
- Die bewusste Planung des Highlights des Tages schafft täglich Raum für wichtige, schöne oder manchmal auch notwendige Tätigkeiten. Mithilfe der Reflexion im Bullet Journal verstehe ich genauer, was mich vom Highlight abhält, wie ich mich besser darauf fokussiere und was meine Energienehmer sind, ohne in das Produktivitätshamsterrad zu steigen.
Was daran nervt?
Ich hätte mir bei einigen Tipps gewünscht zu erfahren, welche Versuche die Autoren unternommen haben, weshalb diese anfangs nicht klappten und was sie dank ihrer Reflexion änderten. Ein weiterer Punkt, der mich grundsätzlich bei Büchern dieser Art stört, ist der Höhlenmenschen-Vergleich. Sosehr dieser Aspekt zentrale Auswirkung hat und damit richtig sein mag, wird dieser Punkt als Argument für so vieles genutzt: flackernde Bildschirme, Ernährung oder Sozialverhalten. Bei dem Thema muss ich wohl gelassener werden und meinen Höhlenmenschenreflex von Kampf oder Flucht auf "ist mir doch egal" umstellen.
Das beste Zitat
In dem Buch werden Zitate als Eingang in ein Kapitel genutzt. Eines dieser Zitate finde ich unglaublich schön und wesentlich, dass ich es neben dem Zitat der Autoren hier zusätzlich nennen möchte:
Wir erinnern uns nicht an Tage, sondern Momente – Caesare Pavese
Seitens der Autoren finde ich das Zitat über die Aufmerksamkeit gut. Es greift den Aspekt der Achtsamkeit auf. Diese Sichtweise durchzieht das gesamte Buch und macht es aus meiner Sicht so lesenswert:
Selbst wenn du nicht die volle Kontrolle über deine Termine hast, so hast du die volle Kontrolle über deine Aufmerksamkeit.
Was ich gelernt habe?
Ich konnte aus diesem spaßig illustrierten und witzig geschriebenen Buch einiges mitnehmen. Eine Vielzahl an Tipps wende ich auf meinen Alltag an und schaffe damit viel Zeit. Meinen abendlichen Tagesabschluss habe ich um Reflexion über das Highlight des Tages angereichert und schaffe damit noch höhere Transparenz, was für mich funktioniert. Durch die Anpassung meines Handys und das Kündigen der Streamingdienste konnte ich mein Jahresziel umsetzen: täglich zu lesen.
Als Party-Fun-Fakt weiß ich jetzt, dass Kaffee kein Wachmacher ist, sondern faktisch nur die Rezeptoren für die Müdigkeit blockiert. Und schockierend fand ich es von der Apple Studie aus 2016 zu lesen, dass iPhone-Nutzer:innen im Durchschnitt täglich 80 Mal ihr Handy entsperren (das war einer der Gründe, weshalb ich mich um ein ablenkungsfreies Handy gekümmert habe – das grenzt an Suchtverhalten).
Warum Jede:r der/die mehr Zeit haben möchte, das Buch lesen sollten
Jake und John ist es gelungen, auf eine mitreißende Art und Weise das Thema Zeitoptimierung ohne den Produktivitätsgedanken aufzugreifen. Dieser Leitfaden mit praktischen Tipps enthält zusätzliche Erklärungen und Aufklärung, womit die Umsetzung überall dort einfach fällt, bei der die Beschreibung den Lesenden anspricht – zumindest bei mir war es selbst bei den radikalen Ansätzen so. Es fühlte sich gut und richtig an, es auszuprobieren.
In Summe bekommt dieses Buch eine absolute Leseempfehlung. Ich bin so überzeugt von den Inhalten, dass ich in einer zukünftigen Episode meines Podcasts "Server Side Stories" meine Erfahrungen mit Maurice diskutieren werde. Darauf freue ich mich – bis dahin schreib mir, wie du deinen Tag anpasst, um mehr Zeit zu haben.